Der heutige Weg
Der Weg der Jakobspilger von Höxter nach Bochum führt durch verschiedene Landschaften Westfalens: Vom Weserbergland geht es über das Eggegebirge auf die Paderborner Hochfläche und durch die fruchtbaren Hellwegbörden bis in das industriell geprägte Ruhrgebiet.
Ab Paderborn fällt der den gesamten Weg begleitende Quellreichtum der Hellwegregion auf, der sich hier in über 200 zutage tretenden Quellen zeigt. Das Handelsgut Salz zieht sich wie ein roter Faden den Weg entlang, wie der Name Salzkotten zeigt. In Soest hat die Salzgewinnung eine lange Tradition bis in das frühe Mittelalter (6. Jh. n. Chr.).
Zahlreiche alte Kirchen, von denen einige mit außergewöhnlichen Merkmalen aufwarten, reihen sich am Weg auf, wie z.B. das karolingische Westwerk der ehemaligen Klosterkirche in Corvey, die Stiftskirche in Geseke (12./13. Jh.), die romanische Dorfkirche von Ostönnen (12. Jh.), die gotische Stadtkirche in Unna (14. Jh.) und die St. Vinzentius-Kirche in Bochum-Harpen.
Neben Kirchen und historischen Altstädten begegnen Pilger auch archäologischen und kunsthistorischen Highlights, wie der Ruine der Abtei tom Roden in Höxter, der Wallburg (8./9. Jh.) und Ruine (12. Jh.) der Iburg bei Bad Driburg, den Resten einer Turmhügelburg (13. Jh.) in Salzkotten oder dem Schloss in Erwitte.
Wer diesen Weg geht, wird auf Orte stoßen, die im Laufe ihrer Geschichte Wallfahrtsorte waren oder sogar noch sind: In Ovenhausen wurden die Heiligen Michael und Maria Salome verehrt. Paderborn ist für die Liborius-Verehrung bekannt, und Werl ist noch heute einer der bekanntesten Marienwallfahrtsorte.
Historischer Hintergrund
Der Hellweg spielt unter den westfälischen Landwegen des Mittelalters eine besondere Rolle. Spätestens in der Zeit Karls des Großen rückte er in das Licht der Geschichte. Er hatte zu dieser Zeit sowohl die Funktion eines friedlichen Missionsweges, aber auch die eines Heerweges. Mit der Eingliederung der Sachsen in das Karolingerreich wurde die Achse Corvey – Paderborn – Aachen zu einer der wichtigsten Querverbindungen des Reiches. Als Königsstraße verband die Straße auf westfälischem Boden die 822 gegründete Reichsabtei Corvey und die Pfalz Paderborn mit Karls „Lieblingsresidenz“ Aachen. Als Etappenstationen entstanden größere Königshöfe im Abstand von ca. 50 km (Pferde-Tagesreisen) in Paderborn, Soest, Dortmund und Duisburg. Dazwischen befanden sich jeweils zwei kleinere Stationen: Brakel/Driburg, Geseke/Erwitte, Werl/Unna und Bochum/Essen.
Mit dem Hellweg als wichtiger Fernhandelsstraße stieg auch seine Bedeutung als Pilgerstraße. Diesen nutzten Pilger:innen ab dem 13. Jh. nach Köln, Aachen, Rom, Santiago de Compostela. Archäologisch bezeugt sind Pilgerzeichen in Form von Jakobsmuscheln. Sie kommen in Gräbern vor, in denen Pilgernde in ihrer Tracht bestattet wurden. Bleierne Pilgerzeichen und Fragmente von sog. Aachhörnern sind ebenfalls Ausdruck reger Wallfahrts- und Pilgerbewegungen. In den am Hellweg befindlichen Städten und Dörfern entstanden neben den kommerziellen Gasthäusern im Laufe der Zeit karitative Einrichtungen, die sich auch der Unterbringung von Pilgernden verpflichtet sahen.